Eine Reise nach Armenien
Der Verein „Bürger für Bästenhardt“ (BfB) ist vielfältig im Stadtteil und darüber hinaus engagiert. Ein wichtiger Teil des Engagements ist die Vorstellung der Sprachen Bästenhardts. Im Februar 2018 wurde Armenisch von Inessa Martirosian vorgestellt, die mit ihrer Familie in Bästenhardt lebt. Sie brachte uns Sprache, Geschichte, Landschaft und leibliche Genüsse so plastisch näher, dass sich spontan eine Gruppe bildete, die Armenien auf einer Reise kennen lernen wollte. Inessa war davon so begeistert, dass sie umgehend anbot, uns zu begleiten.
Zu neunt flogen wir am 12. September von Stuttgart über Wien nach Eriwan, der Hauptstadt Armeniens. Nach einem kurzen Schlaf im Hotel lud uns Inessa zu einem Stadtbummel ein, der u.a. zum Büchermuseum führte, mit seiner reichen Auswahl an Schriften in armenischer, römischer und griechischer Sprache aus den ersten Jahrhunderten nach Christus bis in die jüngere Geschichte (Armenien war der erste Staat, der 301 nach Chr. das Christentum als Staatsreligion eingeführt hat). Bei dieser Führung, wie auch bei den folgenden, war der von türkischer Seite bestrittene Genozid an den Armeniern (1915), der sich tief in das Bewusstsein der Menschen eingegraben hat, immer ein wichtiger Aspekt. Ab dem zweiten Tag erkundeten wir dann das Land im Südkaukasus mit einem Busunternehmen samt Reiseleiterin. Tagesausflüge führten uns zu Sehenswürdigkeiten in Eriwan (Markthalle, sonntäglicher Trödelmarkt, Genozid-Denkmal, Erebuni-Musem der armenischen Geschichte) und Umgebung. Hauptziele waren hierbei die frühchristlichen Klöster in Zachkadzor, Dilijan, Agarzin, Goschavank, Echmiadzin und Zwartnoz, wo wir zum Teil das Glück hatten, Beispiele armenischer sakraler Musik zu erleben. Erebuni war der Vorläufer Eriwans und wurde um 800 vor Christus gegründet (es soll 29 Jahre älter als Rom sein).
Nach fünf Nächten in Eriwan und ausführlichem Genuss armenischer und georgischer Küche ging es dann Richtung Süd-Osten nach Goris mit weiteren berühmten Klöstern und einer beeindruckenden Gebirgslandschaft, u.a. dem von Eriwan aus sichtbaren, über 5000 m hohen Berg Ararat, dem „Vater Armeniens“, auf dem Noah mit seiner Arche gelandet sein soll. Dabei durchfuhren wir ein Spektrum von Ökozonen wie Halbwüsten, Weideflächen, Getreide- und Weinanbaugebieten, Wäldern und einer „kleinen Schweiz“. Wir passierten dabei auch ein „Vierländereck“, an dem Armenien räumlich mit der Türkei, dem Iran und Aserbaidschan in Verbindung steht. Allerdings ist nur die Grenze zum Iran offen. Mit dem Iran bestehen enge wirtschaftliche Beziehungen, was sich auch an dem regen Verkehr mit iranischen LKWs zeigte. Die Rückfahrt nach Eriwan führte uns über Tatev (eindrucksvolles Kloster) zur Welt-längsten Horizontal-Seilbahn (6 km; „die Flügel Tatevs“) und die alte Seidenstrasse (Besichtigung einer Karawanserei aus dem 11. Jhd) vorbei am Sewansee in einen schwarzen Gewitterhimmel.
Unseren letzten Tag in Eriwan verbrachten wir mit verschiedenen Besichtigungen und einem Besuch des Höhlenklosters Geghard sowie des (griechischen) Sonnentempels in Garni. Nach einer kurzen Nacht starteten wir um 4:20 Uhr unseren Rückflug.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir alle von diesem Land, das so gar nicht in unserem Fokus liegt, restlos begeistert waren. Dabei war der unmittelbare Kontakt mit der vor- und frühchristlichen Geschichte ein wichtiger Faktor.
Inessa Martirosian sind wir für ihren unermüdlichen Einsatz vor und während des Aufenthalts besonders dankbar. Aber auch der Busfahrer und die drei Reiseleiterinnen, die uns sachkundig begleiteten, haben ihre Begeisterung für ihr Land auf uns übertragen.
Oberes Bild: Die Reisegruppe vor einem der landestypischen Kreuzsteine, Ausdruck des Christentums in Armenien
Unteres Bild: Ein Beispiel für die beeindruckende Landschaft
Text: Rüdiger Hampp, Hans-Martin Steinhilber, Karin Hansen
Bilder: Rüdiger Hampp
(Dieser Bericht ist auch im Mössinger Amtsblatt vom 5. Oktober 2018 erschienen)